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Klärwerk Seesen

Die Reinigung des Schmutzwassers aus dem gesamten Stadtgebiet von Seesen, sowie des Abwassers der Ortschaft Glashütte aus der Nachbargemeinde Lamspringe, erfolgt durch das Klärwerk Seesen. Das zu reinigende Abwasser wird dem Klärwerk über ein Schmutzwasserkanalsystem mit einer Gesamtlänge von ca. 130 Kilometern zugeführt. In Teilstrecken wird das Abwasser über Druckleitungen befördert, unterstützt durch 6 Großpumpwerke und 13 Kleinpumpwerke. Die längste Druckleitung verläuft von Rhüden nach Seesen; diese hat eine Länge von 7,85 km und kann bis zu 60 l/sec Abwasser transportieren. Das Klärwerk Seesen entstand 1957 und wurde in den Jahren 1961 (1. Bauabschnitt) und 1968 (2. Bauabschnitt) erweitert. Von 1988 bis 2012 wurden einige Anlagenteile erneuert und ertüchtigt bzw. saniert.

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01-Kläranlage-Luftbild © Stadt Seesen / Luftaufnahme des Klärwerks Seesen

Neu gebaut wurden:
• Schlammentwässerung
• Weitergehende Abwasserreinigung
• Biologische Phosphateliminierung
• Stickstoffelimination
• Rechenanlage
• Sandfang
• Vorklärung
• Nachklärung
• Betriebsgebäude
• Prozessleitsystem
• Blockheizkraftwerk
• Gasspeicher




Schaltwarte und Labor

Bild vergrößern: 02-Kläranlage © Stadt Seesen / Schaltwarte der Kläranlage Seesen
02-Kläranlage © Stadt Seesen / Schaltwarte der Kläranlage Seesen

Im Klärwerk Seesen werden täglich ca. 4 Millionen Liter Abwasser gereinigt. Alle Prozessabläufe der Abwasser- und Schlammbehandlung werden in der Schaltwarte mit einem Prozessleitsystem gesteuert und überwacht. Es werden täglich an allen Anlagenteilen Abwasser- und Schlammproben entnommen und im betriebseigenen Labor analysiert, um den Abwasserreinigungsprozess und die Schlammbehandlung zu überwachen.

Mechanische Reinigung: Rechen und Sandfang

Bild vergrößern: 07-Kläranlage © Stadt Seesen / Rechenanlage
07-Kläranlage © Stadt Seesen / Rechenanlage

In der Rechenanlage sollen die groben Schmutzstoffe wie Toilettenpapier und Fäkalien entfernt werden. Doch leider müssen auch Tampons, Binden, Slipeinlagen, Zigarettenkippen, Kondome, Ohrreinigungsstäbchen, Essenreste, Verpackungsmüll, Windeln, Kaffeefilter, Medikamente und noch vieles mehr aus dem Abwasser entfernt werden. Diese Stoffe gehören in die Mülltonne oder in den Kompost und nicht in das Abwasser!

Die groben Schmutzstoffe werden vom Rechen aufgefangen. Ausgewaschen, entwässert und gepresst werden diese dann in Großbehältern gesammelt und einem Verwertungsbetrieb zugeführt. Das Wasser läuft danach weiter in den Sand- und Fettfang. Hier lagern sich durch Verringerung der Fließgeschwindigkeit mitgeführte Schwerstoffe (hauptsächlich Sand) am Boden ab, werden abgesaugt und so vom Abwasser getrennt. Durch Einblasen von Luft in das Abwasser wird das Fett an die Oberfläche des Wasserspiegels transportiert und mit einem Räumfahrwerk abgeschöpft.

Mechanische Reinigung: Vorklärung

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09-Kläranlage © Stadt Seesen / Vorklärbecken

Im Vorklärbecken wird die Fließgeschwindigkeit des Abwassers nochmals verringert, damit die jetzt noch mitgeführten, nicht im Wasser gelösten Schmutzstoffe (Feststoffe) entfernt werden können. Das trübe Abwasser läuft anschließend von der "Mechanischen Reinigung“ (1. Reinigungsstufe) in die „Biologische Reinigung“ (2. Reinigungsstufe). Die Stoffe, die im Vorklärbecken vom Abwasser getrennt und zurückgehalten wurden, werden von hier aus in die Schlammbehandlung gepumpt. Diese Feststoffe nennt man Klärschlamm. Auf der Kläranlage Seesen fallen täglich ca. 48.000 Liter Klärschlamm an.

Schlammbehandlung: Schlammspeicher, Faulturm & Schlammentwässerung

Bild vergrößern: 14-Kläranlage © Stadt Seesen / Faulturm des Klärwerks Seesen
14-Kläranlage © Stadt Seesen / Faulturm des Klärwerks Seesen

Der anfallende Klärschlamm wird in den Schlammspeicher gepumpt, um von dort in gleichmäßigen Zeitabständen in den Faulturm gefördert zu werden. Im Faulturm wird der Schlamm ca. 30 Tage lang bei einer Temperatur von 38,5 Grad Celsius ausgefault. Beim Faulprozess wandeln Bakterien den Schlamm unter Luftabschluss in Wasser, Methangas (Klärgas) Kohlendioxid und stabilisierten Schlamm um. Das Methangas wird im Klärwerk als wichtige Energiequelle genutzt und in einem Blockheizkraftwerk verstromt. Der erzeugte Strom wird im Klärwerk verbraucht; die entstandene Wärme wird für die Heizung genutzt. Der ausgefaulte (stabilisierte) Schlamm wird mit einer Zentrifuge entwässert und auf einem Schlammlagerplatz aufbewahrt. Der gesamte Klärschlamm wird anschließend in der Landwirtschaft als Dünger genutzt und mit speziellen Breitflächenstreuern auf landwirtschaftlich genutzten Flächen aufgebracht.



Biologische Reinigung: Belebungsbecken

Bild vergrößern: Die Düsen im neuen Belebungsbecken durchziehen das Wasser mit Sauerstoff.
Die Düsen im neuen Belebungsbecken durchziehen das Wasser mit Sauerstoff.

Hier kommt das Abwasser aus der “Mechanischen Reinigungsstufe“ an und wird durch drei Becken mit insgesamt 5.250.000 Liter Fassungsvermögen geführt. Durch Druckluft wird Sauerstoff zugeführt, um das Prinzip der Gewässer-Selbstreinigung in konzentrierter Form nachzuahmen. Wie in der Natur bauen Mikroorganismen Kohlenstoffverbindungen, Stickstoffverbindungen, organische Verunreinigungen sowie enthaltene Phosphate ab. Wenn alle drei Becken durchlaufen sind, ist das Abwasser gereinigt und es erfolgt eine Trennung zwischen gereinigtem Abwasser und den Mikroorganismen (Belebtschlamm). Dafür wird das Abwasser in die Nachklärbecken geleitet. Lösungsmittel und Verdünner, Öle und Benzin, Abbeizer, Farbreste, Kaltreiniger usw. gehören ebensowenig wie Müll, nicht in das Abwasser! Diese Stoffe zerstören die Bakterien und Mikroorganismen, die zur biologischen Reinigung notwendig sind!